Habitusanalyse in Supervision

Supervision stellt eine Sonderform von Beratung im beruflichen Kontext dar und findet Anwendung in Einzel- oder auch Gruppenkonstellationen (Schlee 2004, S. 14). Eine klassische Gruppenform stellt die Team- oder Fallsupervision dar, in welcher entweder die Beziehungen der Teilnehmenden zueinander betrachtet werden oder das Verhältnis zu den Kund*innen/Klient*innen (Fallsupervision) sowie die Position des Teams im Verhältnis zu anderen Teams, Vorgesetzten oder zur gesamten Organisation. Die Habitusanalyse als Diagnoseinstrument eröffnet Teams einen gesellschaftlich orientierten Blickwinkel auf den professionellen Umgang mit bspw. Angehörigen oder Kund*innen / Klient*innen oder innerhalb der Organisation. Sie fördert das Identifizieren und Verstehen von unbewusst wirksamen distinktiven (sozial abgrenzenden) Prozessen oder Verhaltensweisen im eigenen oder fremden Handeln sowie den damit verbundenen Gefühlen.

In vielen Arbeitskontexten kann von einem stetigen Missverstehen ausgegangen werden, das vor allem mit einer sozial oder auch professionell bedingten unterschiedlichen „Sicht auf die Welt“ verknüpft ist. Supervision unterstützt den Einzelnen beim Klären von Anforderungen an und dem Einnehmen seiner professionellen Rolle und der Reflexion der damit verbundenen Haltung. Dadurch wird neben einem Zurücktreten von individuellen Zuschreibungen in Konfliktsituationen auch eine biographische Anbindung eigener Berufsentscheidungen und -erfahrungen möglich. Im Austausch über selbstverständliche Werte und Handlungsroutinen sowie der Anerkennung sozial und vor allem auch berufspraktisch bedingter Unterschiede im professionellen Handeln werden erste Entwicklungsschritte in Richtung Habitussensibilität umgesetzt - eine wesentliche Voraussetzung für das Agieren in einer Arbeitswelt der vielfältigen Beziehungen.

Der folgende Artikel befasst sich mit den theoretischen Hintergründen und Anwendungsmöglichkeiten der Habitusanalyse im supervisorischen Kontext.